(Gürtel-)Taschen für den Lanista

Diesmal nähern wir uns an ein recht unmartialisches Thema an, nämlich dem Transport von Ausrüstung zwischen zwei Lagern. Als Lanista habe ich zwar mein Siegel am Finger aber ich benötige für schnelle Mitschriften meine Waxtafeln, meine Pfeifenfibel und ein paar Denare für andere Dringlichkeiten. Die Lösung für dieses Problem ist entweder ein Träger oder eine Tasche.

Wir haben vier verschiedene Taschen-/arten aus dem passenden Zeitrahmen gefunden.

Eine praktische Umhängetasche ist vom Wrack der Comacchio bekannt (vgl. Abb. 1).  Diese ist recht groß aber würde für unsere Zwecke passen. Genau wie einige Funde von Lederhüllen und Umhängetaschen. Wie in Abbildung zwei dargestellt, hier von den Handwerkern von Ex Limite Austri nachgebildet.

Abb. 1 „Comacciotasche“, Italien [2]
Abb. 2 Nachbildungen Comacciotasche

Eine Briefhülle (vgl. Abb.3), wie im Cave of letters-Fund wäre möglich aber unpraktisch. Dann gibt es noch die praktische Waxtafeltasche aus Vindossa bzw. vom schottischen Bar Hill. Diese wird also die Aufgabe des Waxtafeltransportes übernehmen. (Abb.4)

Abb. 3 Briefhülle

Abb. 4 Nachbildung Vinossawaxtafeltasche

Abb. 5 Loculus auf der Trajanssäule, Italien
Die vierte kleine Tasche ist die Legionärstrage- oder Wassertasche „Loculus“  Von vielen wird sie entweder als Getreidesack oder Packsack interpretiert aber wir tendieren zu der Annahme, die Frau Volken 2008 in ihrem Paper „The waterbag oft he roman soldier“ aufgestellt hat, nämlich, dass die Loculus ein Wasserbeutel ist. Diese These wird von der partiellen Rekonstruktion von Reinhard Niessner [3] gestützt, welcher die schöne These aufgestellt hat, dass aus der Lokulus wohl Posca getrunken wurde, da der Ledergeschmack sonst sehr stark gewesen wäre .

Ab 1000n.Chr. wird da die Gürteltasche gebräuchlich aber was tun zwischen 150-250 n.Chr? Mir ist nur ein Fresco mit einer möglichen Gürteltasche aus dem 3. Jh. bekannt(vgl. Abb.6). Diese ist wahrscheinlich ist ein über den Gürtel gezogener Beutel also eine Pera/ Marsupium.

Abb. 6. Fresco 3. Jh. Dura Europos

Aus diesem Wissen haben wir mal eine kleine Interpretation gewagt.

Aus der möglichen Duratasche und und einem Loculusdesign (nicht mit Lucius Licinius Lucullus verwechseln) und einer Schließe in Anlehnung an die Funde aus dem Comacciotal entstand die „Gürtelloculus“.

Abb. 7 Vorderansicht
Abb. 8 Rückansicht
Abb. 9 Verschluss und Prägung
Abb. 10 Gürtel mit Taschen

Gefertigt aus Rinderleder und in den Seitenverhältnissen (3:2) haben wir die Tasche an das Lokulusoriginal angelehnt. Die Handnähte sind aus gewachster Sehne, jedoch abweichend von der wasserdichten Naht des Originals , nur darauf ausgelegt das Leder zusammen zu halten. Entgegen seiner Abneigung gegen Reenactorismen wurde die Tasche von unserem Mann fürs Leder, Mons, hergestellt. Er ist mit seinem Lederhandwerk mit unserem Ludus aber auch, ab und an alleine unterwegs. Die Tasche erhebt definitiv nicht den Anspruch auf historische Korrektheit, sondern ist als unwahrscheinliche (aber praktische) Möglichkeit für Lagerdarsteller konzipiert.

Valete euer Pullus

Quellen:
[1] https://www2.rgzm.de/navis/Ships/Ship050/TheComacchioWreck.htm (abgerufen am 13.08.2020)
[2] Volken, M. (2008). The water bag of Roman soldiers. Journal of Roman Archaeology, 21, 264-274. doi:10.1017/S1047759400004487
[3] REINHARD NIEßNER UNIVERSITÄT AUGSBURG, LEG XIII GEM: Rekonstruktion eines römischen Wasserbeutels
[4] Schultze, M. „Spätkaiserzeitliche Gürteltaschen mit Knebelverschluss“, Archäologisches Korrespondenzblatt 12, 1982: 501-9
[5] Baatz, D. „Lederne Gürteltaschen römischer Soldaten“, Archäologisches Korrespondenzblatt 13, 1983: 359-61 (Antwort auf[4]
[6] Keppie, L. J. ‚Finds of Leather‘ in Scott, M. and Keppie L. Bar Hill: A Roman Fort and its Finds, British Archæological Reports 16, 1975.