Helm-Lichkeiten (IV)

Wie sagte einst der Leichenfledderer auf dem Schlachtfeld: „Mit nur drei Helmen im Rucksack geh‘ ich noch lange nicht nach Haus‘ !“

Eingedenk dieser Weisheit, dem uns angeborenen Hang zur Angeberei, und da Mons bisher noch keinen eigenen Helm hatte, haben wir uns diesbezüglich auch nicht lumpen lassen, uns stellen euch hiermit unseren 4. Neuerwerb vor: einen Tralles Secutor

Der eiförmige Secutor-Helm mit seinen schmucklosen Augenlöchern ist sicher einer der ikonischsten Gladiatorenhelme. Einige Aspekte seines Design finden sich sogar noch in spätmittelalterlichen Helmen wieder. Die Paarung Retiarius gegen Secutor war eine der beliebtesten im alten Rom. Vor allem der große Unterschied in der Ausrüstung der beiden Kämpferklassen zog das Publikum an. 20kg schwere Rüstung stehen gegen einen fast Unbekleideten. Der entscheidende Faktor dieser Paarung war die Ausdauer der Kämpfer und die Einteilung der eigenen Kraft. Der Helm des Secutors spielte hier eine besondere Rolle, limitierte er nicht nur das Sichtfeld, sondern vor allem auch die Luftzufuhr des Gladiators.

Ca. ab dem 3. Jahrhundert taucht auf Abbildungen ein neues Helmdesign auf. Der Secutor besitzt nicht mehr nur zwei kleine Sichtöffnungen, sondern große Augengitter. Ebenso werden Anpassungen an der Größe des Kammes und der Form des Helmes vorgenommen.

Quellen für die „neue“ Helmform

Zusammen mit dem Fabri Armorum-Team wagen wir ein kleines Experiment und versuchen, an Hand von Reliefs und Mosaiken ein funktionierendes Exemplar diesen Helmes zu erschaffen. Da bis jetzt kein Original gefunden wurde, fehlen uns vor allem Informationen zum Inneren des Helmes, zur Beschaffenheit des Materials, dem Gewicht oder einfach, wie man ihn aufsetzt. Viele dieser Aspekte soll unser kleines Experiment im Live-Test überprüfen.

Das Visier im Detail

Auch wenn die Zahl von 12 Augenlöchern aus mehreren Tonlampenfunden belegt ist, so haben wir die Zahl dennoch auf 19 je Seite erhöht, um eine größere Sicherheit gegenüber Treffern mit dem Dreizack zu gewährleisten. Das Visier wurde aufgrund mangelnder Fundlage mit einem Stift, ähnlich den Helmfunden aus Pompeii, befestigt.

Helm/Visierverschluss

Als Verschluss haben wir uns für Lederbänder entschieden, da die Fachdiskussionen hier noch zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen sind. Leder ist eine naheliegende Option, aber auch andere Zugbandkonstruktionen erscheinen uns möglich, wie die folgende Innenansicht eines früheren Secutoren-Helmtypus zeigt:

Das schwer zu erkennende Detail ist im linken unteren Viertel zu finden.

Schaut man sich die Helmentwicklungen in unserer Übersicht insgesamt an, sieht man, dass der obige Helm dem gleichen Trend folgt, wie alle anderen Helme seiner Zeit auch: größere Augengitter, tiefere Krempe und insgesamt besserer Schutz des Kämpfers.

Eure Berliner Gladiatoren